Die meisten Menschen werden von psychologischen Ängsten daran gehindert ihr Leben frei zu leben. Gleichzeitig ist es eine allgemeine Überzeugung, dass Ängste etwas sind, das man nicht haben will. Sogar in der spirituellen Szene, aber dort kommt es einfach wieder einmal ein bisschen anders verpackt daher: Dort sagt man, dass Ängste gar nicht real seien, dass sie reine Einbildung seien und darum nicht ernst zu nehmen. In gewisser Weise stimmt das natürlich und es kann in gewissen Situationen richtig hilfreich sein, sich dies zu vergegenwärtigen. Es kann jedoch genau auch kontraproduktiv sein, wenn es darum geht, sich von Ängsten zu befreien.
Es wäre gesünder, wenn wir ALLES, was wir erleben ernst nehmen. Ernst nehmen meint: Wahrnehmen, Anerkennen, ohne Einzugreifen, ohne in ein Drama zu gehen oder abzulehnen, was ist. Einfach beobachten, was sich abspielt. Mit vielen anderen Dingen sind wir das schon ziemlich gut am Üben, mit Trauer zum Beispiel oder körperlichem oder seelischem Schmerz.
Was wir dort erfolgreich "anwenden" gilt jedoch genau auch für Ängste. Auch sie wollen einfach gesehen, einfach anerkannt werden und "ihr Ding machen". Sie wollen sich zu Ende abspulen können, wie jede andere Emotion auch.
Mit der Einstellung, dass Ängste nicht real, sondern nur eingebildet seien, erreicht man oft leider gar nichts anderes, als sie zu unterdrücken, sie eben NICHT anzuschauen. Und so werden sie immer grösser, quälen uns immer mehr.
Auch bei Ängsten genügt es, sie einfach anzuschauen, einfach zu beobachten, was für Empfindungen sie in uns auslösen. Wir schauen ihnen einfach bei der Arbeit zu, ohne etwas daran ändern zu wollen oder besser zu wissen. Wir können einander auch einfach offen erzählen, wie wir uns fühlen, welche Ängste wir haben und einander zuhören, da sein, ohne in die Geschichte zu investieren oder im Gegenteil die Sache kleinzureden. Wenn wir einander helfen wollen uns zu befreien, sollten wir das üben. Es lohnt sich, denn so lösen sich Ängste buchstäblich in Luft auf.