Ich wurde also des Narzissmus' überführt. Autsch! Und ich habe doch nur zu gern von mir das Bild des Sensibelchens gezeichnet, das unter all den vielen Grobian-Menschen leidet. Ja, ich bin schon sensibel. Aber es stimmt eben beides. Ich bin auch narzisstisch. Beides ist Teil der selben Medaille.
Es mag kurz schmerzen schonungslos anerkennen zu müssen, dass ich selbst das bin, was ich bei anderen so verabscheute. Aber macht es Spass darin zu verharren? Ist es sinnvoll? Bringt es
irgendjemandem wirklich was? NEIN. Also wollen wir uns doch mal in Weisheit üben, sagte ich mir.
"Es kommt drauf an, was man daraus macht."
Klar, ich war Opfer, konnte nicht mich selbst sein in dieser Welt. Aber erstens geht es uns ja allen so und zweitens: Will ich für den Rest meines Lebens darüber Grollen oder will ich etwas
Konstruktives daraus machen?
Es mag kurz schmerzen
schonungslos anerkennen zu müssen,
dass ich selbst das bin,
was ich bei anderen so verabscheute.
Ja, ich habe aus der Selbstablehnung heraus auch andere abgelehnt, die nicht EXAKT genau so waren wie ich (also im Grunde alle...). Das ist eine ziemlich logische Reaktion und anfangs auch eine
Überlebenstrategie. Aber ich habe dieses Spiel jetzt lang genug gespielt. Fast bis zum bitteren Ende. Musste ich auch, denn dort erst konnte ich die Sackgasse erkennen, die es ist. Dies alles zu
durchlaufen brauchte es. Zu sehen, warum ich so geworden bin. Das brauchte es. Erst dann konnte mir dieser Test noch mehr die Augen öffnen. Vorher hätte ich ihn in der Luft zerrissen, wie alles,
was mich entlarven wollte. Aber nun war die Zeit reif. Dank ihm konnte ich erstmals beginnen zu erkennen wie ich allein der Drache war, der mir die Hölle heiss machte. Und somit vielen anderen
auch.
Vom Opfer zum Täter zum Beobachter
Bevor ich diesen Test machte, war ich, mehr oder weniger bewusst, davon überzeugt, dass ich mein Leben lang immer wieder übelste Narzissten um mich herum hatte, und verstand nicht wieso und fand
es grässlich, fühlte mich als Opfer. Ich verstand nicht, wie ich (,die ich doch so unglaublich gut war haha) solche Menschen in mein Leben ziehen konnte, warum ich immer wieder an die gleichen
geriet. Ja warum wohl? Weil ich dieses narzisstische Verhalten, diesen Anteil bei mir selbst nicht sehen konnte, weil es mir ein blinder Fleck war, mussten andere kommen und ihn mir so lange
unter die Nase reiben, bis ich hinsah ☺ Nun sah ich ihn und ja vielleicht sind die Dinge noch etwas verschwommen. Aber ich will jetzt immer noch klarer sehen.
Schonungslos.
Wir sind alle beides.
Wir sind alle alles.
Wo sollten da die Grenzen sein?
Und wozu?
Währenddem ich so die Auflösung des Tests las, hab ich erstmal noch kurz eine Ausflucht in der Umbewertung gesucht: Ich sah, dass ich den Narzissten in mir nicht leugnen kann, ja ok, aber wer
sind denn dann die Hochempathen, die Altruisten? Anders: Wenn ich mich vorher immer für GUT gehalten habe, und gewisse andere für BÖSE, wer sind denn jetzt die Guten und wer die Bösen? Sind denn
nun alle, die ich für Narzissten hielt, die wahren Hochempathen und umgekehrt? Mir wurde ganz wirr im Kopf. Bis ich merkte dass ich ja wieder nur dabei bin, alles zu werten, dass ich ja immer
noch das alte Spiel spielen will, indem ich verzweifelt versuche, die Stempel neu zu verteilen, wer gut und wer böse ist. Mir ging existentiell auf, wie sinnlos dieses Spiel ist, weil ich ja doch
im Werten bleibe. Doch im Urteilen. Und Urteilen ist trennen, dabei ist beides in beidem. Der Narzisst hat den Hochempathen, den Altruisten in sich und umgekehrt. Der Heilige hat den Mörder in
sich und umgekehrt. Und so weiter und so fort. Wir sind alle beides. Wir sind alle alles. Wo sollten da die Grenzen sein? Und wozu?
Back to Paradise
Wir wollen Frieden auf der Welt, wir wollen Ganzheit für uns selbst, wir wollen Heimkehr ins Paradies, ja, nur dahin kommen wir nicht mit Urteilen, mit Bewertung. Paradies IST ja der Zustand bevor wir angefangen haben Gut und Böse voneinander zu trennen. Um ins Paradies zurückzukehren brauchen wir also wieder Ganzheitlichkeit. Bewertungsfreiheit. Integration.
Das, was uns blockiert ist nur eine Ansammlung von Bewertungen. Und sie alle entstammen der Angst. Der Urangst. Ich hab keinen Bock mehr mich von alten Dingen blockieren zu lassen. Keinen Bock mehr meine Vergangenheit, die ja nur eine Ansammlung von Gedanken in meinem Gehirn und Emotionen in meinem Körper ist, weiter mein Leben bestimmen zu lassen! Tschäggäää, fertig jetzt!
Der blinde Fleck wartet darauf zurückerobert zu werden.
Denn gerade er fehlt uns noch zur Ganzheit.
Zur Rückkehr ins Paradies.
Genug gegrübelt.
Und doch ist mir auch ganz klar, und ich muss es nochmal sagen, es war (für mich zumindest) nötig, dies auf diese Weise durchzumachen. Diesen Weg zu gehen. Ohne es an mir selbst zu erleben und mir dadurch bewusst zu werden, WAS mich blockiert, kann ich nicht entscheiden, dass es mich nicht mehr blockieren soll. Das, was wir als negativ zu beurteilen lernten, haben wir dadurch von uns, von der Ganzheit abgespalten; all das, was wir nicht wahrhaben wollen, sitzt in uns als blinder Fleck und wartet darauf zurückerobert zu werden. Denn gerade das fehlt uns noch zur Ganzheit. Zur Rückkehr ins Paradies. Gerade das ist der vom Drachen bewachte Schatz.
Wir wollen ganz sein. Unser Potential leben. UNSER LEBEN LEBEN! Wir wollen in LIEBE, in GANZHEIT leben. Wir wollen im Paradies leben. Denn ja, das ist unser Geburtsrecht, das spüren wir ganz deutlich.
Wenn man etwas Ausgeklammertes als das erkennt, was es ist, nämlich als essentiellen Teil vom Ganzen, hört das Urteilen auf. Und von dort aus kann man sich neu entscheiden. Aus der Ablehnung, aus der Selbst- und Fremdverurteilung heraus kann keine freie Entscheidung gefällt werden, denn im Weg steht immer die Angst.
Aus der Ablehnung,
aus der Selbst- und Fremdverurteilung heraus
kann keine freie Entscheidung gefällt werden,
denn im Weg steht immer die Angst.
Ja, das war wieder, wie immer ein erster Schritt, alles ist ein erster Schritt. Es gibt nichts anderes als erste Schritte. Aber viele erste Schritte hintereinander führen auch nach Santiago! ♥