Liebe Blütenlesenden
Heute, pünktlich nach dem Power-Vollmond, habe ich ein Experiment gestartet. Also ich hab es nicht selbst gestartet, ES hat sich selbst gestartet, mit mir im Handgepäck:
Experiment ZEITFREI. Oder: Das Geschenk des Morgens.
Der erste Tag war...grandios!
Aber erstmal zurückgespult:
Die letzten Tage war ich dieser allgemein verbreiteten, irren Beschleunigung anheim gefallen. Ich genoss anfangs die vielen Aktivitäten, wurde dabei aber immer unbewusster. Ich war nur noch am Rennen, längst nicht mehr nur mit Genuss, und sehnte mich einfach nur noch nach Pause und Terminfreiheit. Mein Verstand war natürlich zugleich zur Stelle und gab sich als mein Verbündeter aus (LOL!), er meinte, vor allem frühmorgens, wenn ich, gerädert vom vielen Rennen und längst noch nicht erholt, erwachte: „Hey du bist so k.o! Schlaf doch heut einfach mal länger. Das wird dir Erholung bringen!“. Und so schlief ich jeden Tag ein bisschen länger, mit der Überzeugung dann die ersehnte Erholung zu bekommen. Denn ja klar, ist ja logisch! Schlafen = Erholung. Länger Schlafen = Mehr Erholung.
Nun ja, diese Gleichung ist leider ein bisschen zu einfältig ;)
Immer wenn wir Dinge tun, nur im Hinblick darauf, etwas bestimmtes damit erreichen zu wollen, sind wir auf Irrfahrt.
Oder anders: Wenn wir nur das Ziel im Kopf haben, verlieren wir uns selbst.
Durch das längere Schlafen wurden meine Tage ja nur noch kürzer, als sie es sonst schon waren und die Hetzerei umso grösser. Die To Do-Listen wurden immer länger und mein Atem immer kürzer. Ich fühlte mich als ob jemand mein Leben mit zweifacher Geschwindigkeit vorwärtsspulte! Ich kriegte immer weniger mit, hastete bloss noch von hier zu dort, erledigte und tat und fiel abends erschöpft ins Bett. Und kaum hatte ich die Augen geschlossen war schon wieder Morgen und die Raserei ging von vorne los! Nebenbei liefen in meinem Innern auch noch x Prozesse auf den verschiedensten Ebenen, denen ich nicht die Aufmerksamkeit geben konnte, wie ich es sonst eigentlich gern tue. Es war so viel, so intensiv, es war als erlebte ich einen Monat pro Woche ;-) Anfangs war das ja noch lustig, aber irgendwann hat man seine Kräfte verspielt.
Dann kam zum Glück endlich der Vollmond, die Klimax. Auf ihn hin war alles in einem immer irrer werdenden Spurt zusammengelaufen.
Heute Montag früh bin ich um 3 Uhr Morgens, pünktlich zum Start der Mondfinsternis, vom Gesang einer Amsel geweckt worden*. Ich beschloss, nun solchen Zeichen Beachtung zu schenken und nicht mehr den Zeichen auf der Uhr. Ich fühlte mich wach und hatte Lust zu meditieren. Ich weiss nicht wie lange ich sass. Aber ich bemerkte im Zimmer die Veränderung des Lichts draussen. Zuerst war es gespenstisch hell vom Vollmond und später als ich mal die Augen öffnete, total finster ☺
Und diese Stille! Wie kostbar.
In absolutem Frieden schlief ich noch einmal ein und irgendwann später erwachte ich genauso. Das Rasen war vorbei. Und die goldene Stille, die ich am frühen Morgen gesammelt hatte, sie hält den ganzen Tag an und nährt mich**. Eine tiefe Ruhe, Geerdetheit, ein bei mir Sein, spüren, was dran ist. Einfach nur dem Flow folgen, anstatt einem Ziel hinterherhetzen. Was für eine Wohltat! Daraus folgt tiefe Erholung automatisch.
Ich habe die tickende Uhr in der Küche abgehängt. So höre ich meinen eigenen Takt besser. Ich höre auf zu zählen, ob ich genug Stunden geschlafen habe und es ist mir egal, zu welcher Zeit sie waren. Draussen wechselt es grad eh nur zwischen grau (Tag) und dunkelgrau (Nacht) ;) Was sollte ich schon verpassen? ;-)
Es ist witzig aber wahr. Wenn wir die To Do's und äussere Pflichten an erster Stelle setzen, uns beeilen sie zu erledigen, um danach dann möglichst früh wieder ausruhen zu können, was absolut logisch klingt, dann erreichen wir damit nie Erholung sondern immer nur noch mehr Hetzerei.
Wenn wir jedoch die Pause, die Stille und uns selbst an erster Stelle setzen, dann wird alles harmonisch und weich, alles spielt uns in die Hände, wir können loslassen und trotzdem funktioniert alles. Ja, alles funktioniert sogar weit besser als mit all den Zügeln in der Hand.
Ich habe oft gestaunt heute, wie viel sich wie nebenbei erledigt hat, was mich vorher von irgendwelchen To Do-Listen genervt angestarrt und gestresst hatte. Ich dachte einfach nicht mehr daran, vergass meine Pflichten vollkommen, aber schwupps, das, was sein musste, erledigte sich von allein mit einer wundervollen Leichtigkeit. Mit Genuss!
Und der Tag ist plötzlich auch wieder so so wunderbar lang, die Zeit vergeht so angenehm langsam. Ich habe alle Zeit der Welt. Für alles, was ich will. Und es reicht auch noch für viiiiel, viel Pause ☺
Es ist wirklich so.
Versuchs doch auch mal, wenn du gestresst bist ☺ Ein einziger Tag ZEITFREI*** und alles kann wieder an seinen Platz fallen.
Alles Liebe
Suva
...“Put God first“ – Setze Gott an erster Stelle. (Soham)
* Ich bin ornithologisch jetzt nicht mega der Fink, aber also soo früh im Jahr und soo früh am Morgen habe ich noch NIE eine Amsel singen gehört! Entweder sie kam
um mich aus der Raserei zu wecken, oder sie war hypnotisiert vom Licht des Vollmonds. Oder beides. (Oder war es eine Nachtigall?!! So eine habe ich hier in der Stadt jetzt aber erst recht noch
nie gehört....)
** Voilà, ein Hint auf die wahre Bedeutung von „Morgenstund hat Gold im Mund“ ☺
*** Erst zeitfrei wird Freizeit erholsam.