Ich habe mir letztens ja erlaubt zu sagen: ...was die Menschen so für wahr halten, stimmt. Es ist nur verkehrt. Und bezog mich dabei u.a. auf diesen kleinen Blogeintrag.
Nun, es bedarf vielleicht noch ein bisschen mehr Erklärung.
Wir leb(t)en hier in einer verkehrten Welt. Wie der kleine Prinz schon gesagt hat, sieht man nur mit dem Herzen gut. Natürlich soll man die Augen trotzdem auch verwenden, aber schaut man durch sie ohne Herz, dann ist es, als ob man verkehrt herum sähe.
In der alten Welt schauten wir oft auf diese Weise, deshalb ist in ihr - und in uns - vieles verkehrt, verdreht und verschoben (= ver-rückt!).
Hier ein paar gängige alte Überzeugungen aus neuer, unverdrehter Sicht, um das zu verdeutlichen. Sie alle stimmen, aber stimmen eben auch wieder nicht. Ja genau, weil sie eben verkehrt sind ;-)
Man muss arbeiten
NEIN muss man nicht, wenn damit gemeint ist, sein ganzes Leben lang Dinge zu tun, die einem eigentlich gar keine Freude bereiten, nur des Geldes wegen.
Aber JA man sollte an sich selbst arbeiten, für die Erde, für die Mitmenschen, fürs ganze Universum, zum Wohle aller.
Man muss mit beiden Füssen auf dem Boden bleiben
NEIN muss man nicht, wenn damit gemeint ist, dass man "realistisch" bleiben sollte, sprich, keine hohen Ideale haben, nicht über das bisher Mögliche hinaus träumen und gehen, nichts wagen,
nichts bahnbrechend Neues schaffen.
Aber JA, man sollte den Kontakt zur Erde dabei nicht verlieren. Nur im Kontakt und der Ausgeglichenheit mit oben und unten können wir hier auf der Erde unsere Arbeit tun.
Man muss jemand oder etwas werden
NEIN muss man nicht, wenn damit gemeint ist, dass man einen möglichst angesehenen Beruf oder Posten erlangen sollte, um damit endlich anerkannt und respektiert zu werden, oder wenn damit gemeint ist, dass man irgendetwas erfüllen muss, irgendwelchen Vorgaben und Erwartungen entsprechen sollte.
Aber JA, wenn man an sich arbeitet, dann "wird" man tatsächlich etwas. Aber dieses etwas ist nichts, was ausserhalb von einem selbst läge, sondern eben umgekehrt: Immer mehr von sich selbst. Man "wird", was man schon immer war. Nur darum geht es!
Man muss halt die Zähne zusammenbeissen
NEIN muss man nicht, wenn es bedeutet, dass das Leben halt hart ist, die Welt grausam und die Menschen feindlich und man sich deswegen eine "harte Schale" aneignen müsse.
Aber JA, es gibt Zeiten im Leben, in denen man nicht bekommt, was man will, in denen es zäh läuft, in denen man leidet - dann muss man aber nicht die Zähne zusammenbeissen, im Gegenteil, man darf sich so gut es geht entspannen und vertrauensvoll auch diese Zeiten annehmen, denn man weiss, aha, das Leben hat noch mehr vor mit mir, als ich mir bisher ausmalen konnte und es bereitet mich jetzt darauf vor.
Man muss zufrieden sein, mit dem was man hat
NEIN! Wenn es so gemeint ist, dass man halt ein armer Schlucker sei, ohne Perspektiven, ohne Talente, ohne Glück, dass einem halt nichts anderes bleibe, als sein Leben lang zu schuften, um wenigstens ein paar Tage im Jahr in Urlaub fahren zu können, dass einem nichts anderes bleibe, als sein Schicksal zu ertragen, ja, dass man bloss zu ertragen habe, was das Leben einem an Krankheit, Last und Mühsal gibt, nee, dann NEIN!
Aber JA! Denn: Man kann tatsächlich nur zufrieden sein, mit dem was man hat! Man hat dazu schon alles bei sich. Sobald man es gefunden hat, sobald man SICH SELBST wieder ganz gefunden, ganz beisammen hat, wird man nicht nur zufrieden, man wird zu Frieden.
Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Ertragen oder Erdulden und dem Annehmen. Siehst du ihn?
Ich sage nicht, dass ertragen und erdulden nie angebracht sind. Der Unterschied liegt darin, dass in den obigen Beispielen in diesem Erdulden und Ertragen jeweils etwas Resigniertes liegt. Es ist eher ablehnend oder gar passiv, unbeteiligt, währenddem Annehmen eine eigene Aktivität erfordert. Allen obigen Beispielen liegt eine resignierte, unbeteiligte (Opfer-)Haltung zugrunde.
Wenn mir das Leben Leid und Mühsal bringt, dann ist das ein Geschenk! Das Leben bestraft uns doch nicht, nein, es fordert uns heraus. Und wenn uns das Leben herausfordert, dann bedeutet das auch, dass es uns noch mehr zutraut als bisher. Es gibt uns die Chance zu wachsen, stärker zu werden, und stellt uns somit noch mehr Lebensfreude, mehr Freiheit in Aussicht. Darum: Wenn wir leiden, beginnt unser nächster Schritt in die Freiheit.