Oft, wenn wir wütend sind auf jemanden, sind wir das, weil wir uns nicht ernst genommen oder respektvoll behandelt fühlen, bzw weil jemand unser Bedürfnis nicht wahrgenommen hat. Das ist jedoch bereits ein Nebenschauplatz. In Wahrheit sind wir nur wütend auf uns selber, dass wir für unser Bedürfnis nicht eingestanden sind. Dies machen wir dann dem anderen zum Vorwurf, indem wir sagen, er sei über unsere Bedürfnisse hinweggegangen oder verstehe uns nicht.
Das ist Opferhaltung.
Wenn wir es nicht selber kommunizieren,
riecht uns meist keiner unser Bedürfnis an!
Dem Gegenüber, das die Wut getrigget hat, die Schuld zu geben, ist zu kurz gegriffen. Auch sich selbst die Schuld zu geben, führt zu nichts Konstruktivem. Beides entspringt der Opfer-Täter-Haltung und führt nur zu Leiden. Es gilt seine eigenen, wahren Bedürfnisse, die unter dem Streit verschüttet liegen, wieder zu erkennen und dafür liebevoll einzustehen. Und einander dabei zu helfen, diese Bedürfnisse zu entdecken. Aber wir sind es selbst, die zulassen, dass unser Bedürfnis übergangen wird, indem wir es erst gar nicht kundgetan haben.
Denn, wenn wir es nicht selber kommunizieren, riecht uns meist keiner unser Bedürfnis an! Ob der andere das Bedürfnis erfüllen mag, liegt dann allein in seinen Händen. Aber im Grunde genommen lieben wir es, andere Menschen glücklich zu machen. Und so erfüllen wir ihnen, wenn wir ihre wahren Bedürfnisse kennen, ihnen diese von Herzen gern.
Anstatt einander einfach zu sagen,
was wir brauchen, sind wir lieber wütend, schmollen,
ziehen uns zurück oder brechen gar Freundschaften ab.
Was ist das für eine Wahl?
Ja, wir sahen uns früher einmal unter Androhungen oder Gefahr dazu gezwungen unsere Bedürfnisse aufzugeben. Aber nur weil es damals passierte, muss uns das heute nicht mehr leiten. Die Situation hat sich geändert. Wir sind Gott sei Dank im Normalfall ja hier und jetzt niemandem mehr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
In einer Situation, wo es unser Leben rettet, ein Bedürfnis nicht zu äussern, wäre dies ja vielleicht weiterhin sinnvoll, aber doch nicht im sicheren Alltag. Es ist diese Angst von damals, die uns noch in den Knochen steckt und uns lähmt.
Es ist eigentlich dasselbe, wie wenn wir wissen, dass in unserer Stadt früher mal im Krieg Bomben gefallen sind und wir uns deswegen auch heute noch nicht getrauen das Haus zu verlassen.
Anstatt einander einfach zu sagen, was wir brauchen, sind wir lieber wütend, schmollen, ziehen uns zurück oder brechen gar Freundschaften ab. Was ist das für eine Wahl?
Wählen wir neu.